Wenn du Angst
hast,
vor der Stille,
vor dem Wort,
vor der Finsternis,
vor dem Hunger und der Kälte.
Wenn Bomben senkrecht fallen,
die Explosionen näher kommen,
alle Leute Waffen tragen,
wenn das alles üblich wird,
wenn Todesnachrichten normal sind.
wenn die Freunde um mich weniger werden,
weil sie inzwischen vermisst werden,
entführt oder ermordet sind.
Die Menschen, die ich kenne verkauften alles was sie hatten um über das Mittelmeer zu gehen
auf der Suche nach Sicherheit.
So auch meine Familie.
Dann musst Du wissen, es ist Krieg.
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Während ich Aleppo verließ, war das Leid größer als meine Träume von einer Zukunft in Syrien, aber die Hoffnung auf eine bessere Zukunft half mir die Angst zu überwinden.
Damaskus –
Das heißt Syrien –
wenn ich an Syrien denke, denke ich – wie jeder Syrer - „Damaskus“,
auch wenn ich dort nicht gelebt habe.
Also:
seit ich Damaskus verließ.
liebe ich es mehr als zuvor.
Ich komme aus dem Land in dem tausendmal geschlachtet wird,
täglich.
Rauchwolken bedeckten den Himmel.
Zerstörung der Heimat jeden Tag.
Ich kam nach Deutschland, um in Frieden zu leben.
Um zu sagen, dass wir Syrer,
denken,
kreativ sind,
fleißig sind,
klug sind.
Wir möchten unsere Wunden schließen und lächeln in die Zukunft.
Syrien (amtlich Arabische Republik Syrien ) ist ein Staat in Vorderasien .
Er ist ungefähr halb so groß wie Deutschland und hatte vor dem Krieg 23 Millionen Einwohner.
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Seit einem Staatsstreich 1963 regiert die Baath-Partei das Land.
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Seit Frühjahr 2011 entwickelte sich aus Demonstrationen gegen die syrische Regierung der Bürgerkrieg in Syrien:
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Es gab von März 2011 bis Anfang 2015 in Syrien etwa zwei Millionen Tote und Verwundete.
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Es wurde der Tod von 210 060 Menschen, darunter 10 664 Kinder, dokumentiert.
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Mehr als 1 1/2 Millionen syrische Staatsbürger haben "verschiedene Verletzungen und dauerhafte Behinderungen und mehr als die Hälfte des syrischen Volkes sind auf der Flucht, auch im eigenen Land.
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Es gibt zerstörte Infrastrukturen und zerstörtes Eigentum, öffentliches und privates, in den letzten 47 Monaten."
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Die Vereinten Nationen haben in einem Bericht veröffentlicht, dass das Ausmaß der Zerstörung in Syrien beispiellos ist .
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Die Erkenntnisse basieren auf Satellitenfotos der syrischen Städte Deir ez - Zur, Aleppo und Homs, Hama. Daraus resultieren $ 500 Milliarden Kosten für den Wiederaufbau nur bis 2014 für diese Städte.
Unsere Städte sehen heute so aus, wie Ihre Städte 1945.**Hamburg, Dresden, Köln**
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http://arabic.cnn.com/middleeast/2015/02/07/syria-number-deaths-revolution-starts
Der Bürgerkrieg führte zu einer De-facto-Teilung des Landes.
Die Terror organisation Islamischer Staat kontrollierte im Mai 2015 über die Hälfte des syrischen Staatsgebiets, während die Hauptstadt Damaskus, weiterhin unter der Kontrolle syrischer Regierungstruppen steht.
Dort lebt die Mehrheit der Bevölkerung.
Die restlichen Gebiete werden von Rebellengruppen wie der Freien Syrischen Armee, der Islamischen Front, kurdischen Milizen und dem al-Qaida-Ableger Al-Nusra-Front kontrolliert.
Ich bin Mazen Dukhan, ein syrischer Bürger., ich studiere Deutsch seit März.
Ich studierte in Damaskus und lebte in Aleppo, Ich habe einen Master-Abschluss in Finanzmanagement und Banken.
Ich arbeitete fast fünf Jahren bei der Arab Bank – Syrien, in Aleppo.
Während des Studiums und der Berufstätigkeit glaubte ich nicht einen Tag daran, Syrien irgendwann zu verlassen,
Ich versuchte für meine Familie und mich eine sichere Zukunft aufzubauen.
Dies ist das vorherrschende Denken unter den meisten Syrern.
Aber leider, nach dem Beginn der Revolution in Syrien im Jahr 2011 wurden alle Träume zerstört.
Wir hatten davon geträumt, am Anfang eines echten Wandels zu stehen.
Die Ursache
des Krieges war, dass die Regierung die friedlichen Demonstranten tötete, die kamen um ihr Recht auf Freiheit und soziale Gerechtigkeit, Demokratie und
friedliche Machtübergabe zu fordern.
Soldaten und Polizisten erschossen friedliche Demonstranten mit Waffen, Kampfflugzeugen und Panzern, die vom syrischen Volk über 40 Jahren bezahlt
wurden
Im Jahr 2012, 17 Monaten nach dem Beginn der Revolution wurde die Sicherheitslage immer schlechter..
Jeden Tag verlieren wir einen Freund oder Nachbarn oder Verwandten.
Jeden Tag sehen wir Panzer und Soldaten direkt vor dem Haus vorüberziehen.
Jeden Tag sehen wir Kampfflugzeuge, die Bomben abwerfen.
Jeden Tag gehen wir schlafen mit dem Geräusch der Schüsse und Explosion und wachen damit auf.
Alle Kampfparteien brauchen junge Männer, um ihr Ziel zu erreichen, um zu kämpfen.
Vielen Schulen und Universitäten wurden zerstört
Krankenhäuser wurden zerstört, es gibt keine Ärzte mehr.
Es gibt obdachlose Kinder auf den Straßen.
In Häusern, die nicht bombardiert wurden, wohnten 3 oder 4 Familien oder mehr.
Es fehlt am Lebensnotwendigen.
Keine Nahrungsmittel.
Kein Wasser, kein Strom und natürlich auch kein Internet oder Telefon
Es gibt eine Menge von bewaffneten Banden, die rauben, entführen und töten...
Wir waren wegen meiner Arbeit bedroht. Es wurde in der gleichen Zeit ein Freund der Familie, ein alter Mann, entführt und gefoltert und nach mehreren Monaten für sehr viel Geld frei gelassen.
Da habe ich beschlossen, meine Familie und mich zu retten.
Ich reiste mit meiner Familie nach Jordanien. Es war eine sehr schwierige Reise auf der Straße, wo es eine Menge von Kämpfen und Toten gab. Eine Reise, die drei Tage dauerte.
Im Normalfall beträgt sie drei Stunden.
Wir kamen aus Syrien nach Jordanien und nach einer gewissen Zeit blieb meine Familie in Jordanien und ich ging in die Türkei, dann von der Türkei nach Griechenland mit einem kleinen Schlauchboot. Das Boot ist gekentert. Glücklicherweise haben Deutsche Touristen das gesehen und uns gerettet. Danach ging ich nach Deutschland.
Für alle hier in Deutschland möchte ich sagen, dass ich in der letzten Zeit oft das Wort Solidarität gelesen, gehört,
und auch gefühlt habe.
Dazu möchte ich etwas Selbstkritisches sagen:
Nicht alle Menschen sind gleich und gut. Und so sind auch nicht alle Syrer gleich und gut. Es gibt auch unter uns Flüchtlingen Menschen, die nicht gut sind. Aber das ist bei uns wie bei Ihnen – eine Minderheit. Und mit denen sollen wir gemeinsam nach den deutschen Gesetzen umgehen.
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Trotz der Hilfe, die wir bekommen, haben wir immer noch viele Probleme, weil wir noch nicht das System verstehen. Aber das werden wir schon mit Ihrer Hilfe schaffen.
Hier frage ich mich, ob die Integration von Flüchtlingen schon nach einem Jahr gelingen kann.
Darüber hinaus gibt es eine Menge Leute, die den Flüchtlingen die Schuld geben, weil sie ihre Heimat verlassen
Wissen Sie, was in meinem Land passiert ist?
Es ist Krieg in meinem Land - seit fünf Jahren.
Wir haben unsere Heimat nur verlassen, weil dort Krieg ist und unser Leben bedroht war.
Wir suchen woanders eine Möglichkeit zu leben und zu arbeiten.
Ich kann schwer verstehen , wie einige Menschen Flüchtlinge hassen und vertreiben wollen, obwohl sie nur leben wollen und nur das Beste für die Zukunft ihrer Kinder wollen.
Wir haben so viele Menschen verloren und Millionen von uns suchen Asyl wegen des Krieges .
Es fällt mir schwer zu sagen, dass ich meine Heimat verloren habe.
Aber es scheint der Fall zu sein.
Im letzten Jahrhundert hat Oswald von Nell-Breuning gesagt:
Es gibt keine Gemeinschaft und es kann keine geben, in der das Solidaritätsprinzip nicht gilt.
© Oswald von Nell-Breuning (1890 - 1991), katholischer Theologe, Jesuit, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler, Professor für christlicheGesellschaftslehre und Ethik an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt
Ich bitte Sie als Mitmensch:
Lassen Sie uns beginnen einen Wandel zu erreichen
Gehen Sie zu den Flüchtlingen.
Reden Sie mit den Menschen.
Sie haben halt solche Angst, es ist alles so anders hier.
Sie haben keine Idee von dem Leben hier, von dem System.
Fangen wir bitte an, ihnen zu sagen,
was sie machen sollen und was sie nicht machen sollen.
Ein Wort, ein Lächeln,
ich glaube, das kann viel ändern.
Das Wenige, das du tun kannst, ist viel.
Ich habe Deutschland immer geliebt... und von dem Land geträumt, wie ein Stück vom Paradies.
Unser Bild von den Deutschen war voll von Respekt und Liebe und Humanität.
Ich erinnere mich: wenn wir deutschen Besuch hatten, war er willkommen und wir haben ihn jeden Tag eingeladen ,zum Mittagessen und Abendessen.
Ich habe in Syrien auch nicht an einem Tag gehört, dass schlecht über die Deutschen oder Deutschland gesprochen wurde.
Ich erinnere mich sehr gut an die Farben der deutschen Fahnen, die zur Weltmeisterschaft-Zeit von jungen Leuten auf Balkonen in den Städten gezeigt wurden. Wir liebten und lieben das deutsche Team und „die deutschen Maschinen“. **Bei der Weltmeisterschaft wurde die deutsche Mannschaft von den arabischen Reportern als deutsche Maschinen bezeichnet, weil die deutsche Mannschaft wie auch deutsche Maschinen eine hohe Qualität haben.
Aber die Liebe zur Heimat in Syrien ist größer als jede Liebe.
Das Zuhause und die Familie und die Wärme die es dort gab, geht über alles was in der Fremde wahrgenommen werden könnte
Mein Vater sagt mir immer Syrer sind wie Fische und Syrien ist das Meer, in dem sie leben … und jeder Fisch will wieder in sein Meer zurück, wenn er es verlassen musste.
Syrien war durch die Jahrhunderte ein sicherer Hafen für alle Flüchtlinge aus der ganzen Welt:
Tscherkessen aus Russland im neunzehnten Jahrhundert.
Armenier auf der Flucht im zwanzigsten Jahrhundert.
Im einundzwanzigsten Jahrhunderts erhielten kuwaitische Flüchtlinge auf der Flucht vor dem Golfkrieg und die Libanesen und Iraker auf der Flucht vor den Kriegen in ihrer Heimat eine Bleibe.
Diese Flüchtlinge sind seinerzeit nicht nach Europa gekommen!!!
Warum? !!
Nun,
das syrische Volk hat sie kuschelig warm empfangen.
Wir haben keine öffentlichen Einrichtungen wie in Neumünster oder wie ich es in Owschlag erlebt habe. Wir waren und sind als Volk und Privatpersonen offen Fremden gegenüber. Nach unserer Tradition lassen wir Fremde in unser Haus, ohne sie nach dem Grund für ihr Kommen zu fragen. Wir essen und trinken mit ihnen zusammen und geben ihnen den Komfort, den wir selber haben.
Das war unsere Lage in Syrien. Das ist leider Vergangenheit.
Doch dann wurde von einem Tag auf den anderen
meine Heimat,
meine Stadt,
meine Straße,
mein Haus
ein Teil der Hölle.
Wenn Sie uns Syrer jetzt fragen: Was ist Ihr Traum ? Dann wird jeder von uns ohne nachzudenken antworten: dass der Frieden nach Syrien zurückkommen möge und wir sicher nach Hause gehen können.
Aber jetzt sind wir hier. Und darum
danke Ich ihnen für das Gefühl der Zugehörigkeit zu Deutschland. Dank für Ihre Hilfe, Ihre Menschlichkeit und Ihre Aufmerksamkeit.
Meine Familie und ich fühlen uns heute unter Ihnen gut aufgehoben und geborgen.
Wir erleben Liebe und Frieden
Wir bemühen uns, den Frieden zu wahren und für Deutschland zu arbeiten.
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